DER HEILWALD OBERSTDORF BLOG
15. August 2024

Heute haben wir die Freude, mit Simone Althaus aus Oberstdorf zu sprechen, einer erfahrenen Spezialtherapeutin für Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und Atemtherapie, die seit vielen Jahren im renommierten Stillachhaus tätig ist.
Frau Althaus ist in Oberstdorf aufgewachsen und hat von Kindheit an eine tiefe Verbundenheit zur Natur der Allgäuer Alpen entwickelt. Diese enge Verbindung zur Umgebung prägt auch ihre therapeutische Arbeit, in der sie die heilende Kraft der Natur in ihre Methoden integriert.
Vielen Dank an Simone Althaus für das interessante Interview!
MBSR und Achtsamkeit in der Natur
Wie beeinflusst die natürliche Umgebung eines Waldes die Sinne und wie kann dies die Achtsamkeitspraxis vertiefen?
Für viele Menschen ist es in der Natur selbstverständlich ganz im Hier & Jetzt zu sein. Beim Beobachten eines Schmetterlings oder eines Sonnenuntergangs denken Menschen meist weniger an Vergangenheit, Zukunft oder Sorgen. So kann auch der Wald Menschen darin unterstützen, über die sinnlichen Erfahrungen von Sehen, Hören, Riechen und Fühlen ins gegenwärtige Erleben zu finden. Zahlreiche Studien können dies wissenschaftlich belegen.
Welche Ratschläge würden Sie Menschen geben, die neu in der Achtsamkeitspraxis sind und diese im Rahmen von Waldaufenthalten ausprobieren möchten?
Ich würde Menschen dazu einladen, sich immer wieder mit der Frage „Was ist jetzt gerade?“ bewusst in die Gegenwart zurückzuholen. Dabei bietet es sich in der Natur ganz besonders an, die Aufmerksamkeit absichtlich auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und uns nicht ablenken zu lassen. Neben dem Sehen und Hören bietet gerade der Wald zahlreiche Möglichkeiten zum Fühlen und Riechen. Insbesondere mit geschlossenen Augen erleben Menschen das Ertasten von z. B. Blättern, Rinden und Riechen von Kräutern sehr intensiv. Vielleicht ist es sogar möglich barfuß zu gehen?
Wie kann man die entspannenden Effekte eines achtsamen Waldaufenthalts in den stressigen Alltag übertragen?
Es ist wichtig, sich immer wieder an die Übung der Achtsamkeit zu erinnern. Hilfreich können dabei z. B. ein Foto oder Fundstücke aus dem Wald, wie z.B. ein Tannenzapfen oder Stein sein. Immer wenn wir diese Dinge bei uns zuhause sehen, können wir einen Moment innehalten, den Atem spüren und erforschen, was jetzt gerade ist. Dies wirkt entschleunigend und hilft uns, immer wieder zu uns selbst zurückzufinden.
Wie haben Ihre eigenen Erfahrungen und Ihre persönliche Verbindung zur Natur und zum Wald Ihre Arbeit als MBSR-Therapeutin beeinflusst?
Für mich persönlich ist die Natur eine große Kraftquelle. Ich finde in der Stille der Wälder, Berge und Seen zu Ruhe und Frieden. Insbesondere das bewusste Erleben der Jahreszeiten, dieses ewige Werden und Vergehen ist für mich ein großes Sinnbild für ständige Veränderung und Wandlung. Diese Qualitäten und Erkenntnisse sind in meinem beruflichen Alltag im Kontakt mit meinen Patienten elementar.
Wie funktioniert MBSR eigentlich? Welche konkreten Vorteile hat die Achtsamkeit für unsere psychische Gesundheit?
MBSR steht für: Mindfulness-Based Stress Reduction, also für achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. Dieses Training wurde in den 1970er Jahren von dem US-Wissenschaftler Jon Kabat-Zinn entwickelt und basiert auf traditionellen Meditationsarten. Da das Training auf jeglichen spirituellen Kontext verzichtet, ist es für jeden Mensch zugänglich. Durch diese Schulung der Achtsamkeit wird es möglich, die Aufmerksamkeit ganz auf den gegenwärtigen Augenblick zu lenken ohne diesen zu bewerten oder zu beurteilen. Somit hilft uns Achtsamkeit uns selbst zu spüren und dadurch uns selbst und unsere Bedürfnisse tiefer kennen und verstehen zu lernen. Achtsamkeit ist daher eine wichtige Basis zur Gesundheitsprävention aber auch für jegliche Therapie.